Die ersten Tage als Kälbchen

Die ersten Tage sind für jedes Kalb sehr aufregend. Oft hält sich die Kuh noch allein mit dem Kalb außerhalb der Herde auf.

Gerade erst geboren, muss es bereits auf eigenen Beinen stehen, immer mit seiner Mutter laufen und sich merken, wie seine Mutter eigentlich riecht, ihre Stimme klingt und sie sich von anderen Kühen unterscheidet. Das ist in einer größeren Herde anstrengend und gefährlich.

Rinder sind farbenblind und können schlecht sehen. Ihr Blickfeld ist anders und viel eingeschränkter als zum Beispiel beim Menschen. Die Nase und die Ohren sind das wichtigste Hilfsmittel zur Orientierung. Gerüche/Geräusche verraten dem Kalb, wo und wer seine Mutter ist und ob Unruhe in der Herde herrscht oder sich Gefahr nähert.

Am (überlebens-)wichtigsten in den ersten Tagen ist allerdings, dass das Kalb Nahrung bekommt. Dies findet es in dem Euter der Mutter. Kühe beginnen Tage vor der Geburt bereits mit der Milchproduktion. Die Kolostralmilch, oder auch Biestmilch, ist nur ungefähr in den ersten 24 Stunden im Euter verfügbar. Sie ist extrem fett-, eiweiß- und proteinreich. In ihr sind auch Abwehrstoffe enthalten, welche die Mutter gegen Schädlinge und Bakterien in ihrem Lebensumfeld gebildet hat. Es ist für die Gesundheit des Kalbes sehr wichtig und förderlich, wenn es diese Kolostralmilch an seinem ersten Lebenstag bekommt.

Nach etwa 24 Stunden geht die Produktion der Kolostralmilch langsam zurück und die Kuh produziert normale, fettreiche Kuhmilch. Hochlandrinder geben nur etwa 12 bis 18 Liter Milch am Tag. Diese ist aber viel fetthaltiger und proteinreicher als Milch von Hausrindern. Wenn Menschen die Milch vom Hochlandrind trinken, würden sie in den ersten Tagen Bauchweh bekommen.

Die Nabelschnur ist etwa 80 cm lang und verbindet das Kalb in der Gebärmutter über die Plazenta mit dem Blutkreislauf des Muttertieres.  Sie endet mittig am Bauchraum des Kalbes. Die „Leitung“ dient dazu, das Kalb im Mutterleib mit Nährstoffen und Sauerstoff zu versorgen. Zudem entsorgt diese Stoffwechselabbauprodukte wie Kohlenstoffdioxid. Wenn das Kalb geboren wird, und den Mutterleib damit verlässt, reißt die „Versorgungsleitung“ durch. Direkt nach der Entbindung beißt die Mutter die Nabelschnur am Bauch des Kälbchens auf eine Länge von etwa 10 cm zurück. Die Reste der Nabelschnur trocknen nun nach und nach aus, und der Bauchnabel verschließt sich gänzlich. Je nach Wetterlage fällt die vertrocknete Nabelschnur zwischen dem 3. bis 14. Tag ab.

Ein Kalb hat bei der Geburt 6-8 Schneidezähne und 12 Vorbackenzähne. Die Zähne sind in den ersten Tage noch von Zahnfleisch überzogen. Nach spätestens 4 Wochen zieht sich dieses von den kleinen, dreieckigen Zähnen zurück, das Milchgebiss ist nun vollständig entwickelt.

Im Laufe der nächsten Monate kommen noch 2 weitere Backenzähne nach und nach zu dem Milchgebiss dazu. Mit etwa 18-22 Monaten beginnt ein Rind den Wechsel des Milchgebisses gegen bleibende und markantere Zähne.  Als erstes werden die in der Mitte stehenden Schneidezähne gewechselt. Als nächstes die Backenzähne. Etwa 3 Jahre dauert der Zahnwechsel sodass das Rind mit etwa 4,5 – 5 Jahren das vollständige und bleibende Gebiss entwickelt hat.

Ein Rind hat im Gebiss nur im Unterkiefer Zähne. Im Oberkiefer sind keine Zähne vorhanden, lediglich eine Knorpelleiste/Hornplatte welche als Gegenlager zum Kauen benutzt wird.

Für Nahrungsaufnahme ist die Zunge sehr wichtig. Mit dieser kann das Tier Nahrung, z.B. Grasbüschel fassen und abreißen. Die aufgenommene Nahrung wird erst einmal kaum gekaut sondern bloß mit etwas Speichel direkt heruntergeschluckt, und landet nun im Pansen.

Wenn das Tier den Pansen ausreichend gefüllt hat, legt es sich zum Wiederkäuen hin. Etwa 25.000 Kaubewegungen macht das Tier am Tag. Dabei werden bis zu 130 Liter Speichel entwickelt.

Ein Kalb beginnt mit etwa 2 Monaten neben Milch auch Raufutter aufzunehmen. Frisches Weidegras wird vorsichtig mit den unteren Schneidezähnen und der im Oberkiefer vorhandenen Hornplatte „abgeknabbert“. Erst ahmt es die Mütter nach und kann nur kleine Mengen an Futter neben der Milch zu sich nehmen. In dieser Zeit, durch die Raufutteraufnahme, beginnen sich die Mägen zu entwickeln. Mit etwa 4-6 Monaten ist dies abgeschlossen und der Verdauungstrakt vollständig entwickelt.